Sonntag, 30. Juli 2017

Norwegen - Tag 10

Gletschertour um den Jostedalen


In der kalten Nacht kam unser "Freund" zurück, tobte sich in Dauerregen aus und ging früh am Morgen in den uns bekannten Nieselregen über. Das alles, obwohl unsere Wettervorhersagen eigentlich schönes Wetter angekündigt hatten. Vermutlich berücksichtigten die Apps die Höhenlagen in Norge nicht.
Trotz der einstelligen Temperaturen froren wir in unseren Nordisk -2 Schlafsäcken (Hjalmar, Abel), welche sich nur durch ihren Zuschnitt unterscheiden, nicht.
In der Gemeinschaftsküche konnte ich das Frühstück vorbereiten, welches wir anschließend im Freien während Dunst und Niesel verspeißten.
Letztendlich wurde das Zelt mal wieder nass abgebaut und eingepackt. Doch nun war ich norgeerfahren und habe das Zelt einfach so in die Rolle geworfen, die Dinge drum herum, so auch Isomatte und Schlafsack in Müllsäcke gepackt, damit die Zeltnässe diese nicht so einfach erreichen konnte.
Ein Plan, der meist aufging, meist, was am Feuchtigkeitsgrad des Zeltes lag.

Wir sind dann früh los, denn es gab an diesem Tag mit dem Boyabreen und dem Briksdalsbreen noch weitere Gletscherzungen des Jostedalen zu bestaunen. Wenn man schon einmal im Jostedalsbreen National Park ist, muss man die Naturereignisse dort oben aufsaugen und für immer auf die Festplatte bannen. Schließlich ist es der größte europäische Festlandsgletscher.

Während unseres Talabschwunges besserte sich zunehmend das Wetter. Die positive Wettervorhersage bestätigte sich, es wurde sonnig und warm. Wir fühlten uns in unserer Vermutung, dass die Apps Höhenlagen nicht berücksichtigen, bestätigt.

Unser erstes Ziel war der Boyabreen und das naheliegende Gletschermuseum. Das Wetter war so herrlich, dass ich die Drift an den Helm montierte.



Vom Informationszentrum, wo wir ein paar schöne Bilder aufnehmen konnten



 





















ging es dann zur Gletscherzunge.







Unser zweites Ziel, den Briksdalsbreen, konnten wir aufgrund einer Streckensperrung leider nicht erreichen und mussten es auslassen. Da in Norgwegen ständig Berge, Täler und Fjorde "im Weg stehen", mussten wir gut 80km Umweg, inklusive einer Fährfahrt über den Fjord in Kauf nehmen. Wir wurden jedoch mit einer herrlich kleinen Straße am anderen Fjordufer entlohnt.




Den ausgefallenen Gletscherzungenbesuch machten wir mit einer Stippvisite am Skylift in Loen wett.
1000 Höhenmeter, nur Tal- und Gipfelstation, riesige Gondeln am freien Seil, schon beeindruckend, was die Norweger zur Präsentation ihrer Landschaft in selbige stellen.
Vermutlich einfach, weil sie es können.


Da uns der Fahrpreis für "Auf und Ab" mit 485NOK pro Person zu kostspielig und das "OneWay-Ticket" für schlappe 350NOK mangels mitgeführtem Gleitschirm oder Wingsuit nicht zusagte, blieben wir am Boden und beschlossen, diese NOKs bei Bedarf für eine weitere Hüttenübernachtung einzusparen.



Nach dem Abstecher zu dieser technischen Sensation, suchten wir unseren Campingplatz in Mindesrunde auf. Der schöne Platz, idyllisch und vollkommen ruhig an einem kleinen See gelegen, bot uns eine große Wiesenfläsche mit Baumbestand und Parkbänken. Das Zelt war binnen einer halben Stunde wieder trocken und wir konnten gemütlich an Holztisch und -bank im Trockenen zu Abend essen.


Weil ich meine Wäscheleine nicht spannen konnte, diente der Muli als mobiler Wäscheständer, denn versehentlich wurde durch das Zuladen der Zeltunterbodenplane, welche in einer Zusatztasche eigentlich wasserundurchlässig verpackt sein sollte, meine Wäsche im linken Seitenkoffer gänzlich nass. Dennoch wurde die Idylle am See nicht getrübt.



Das trockene Wetter sollte leider nicht beständig bleiben, denn der Wetterbericht kündigte abermals Regen für den kommenden Tag an, so dass wir die Brote für den nächsten Tag wieder vorschmierten.
Und da auf unseren "Freund" auch immer verlass war, kam er schon etwas früher, nämlich um ca. 22:00Uhr. Wieder einmal in Form von leichtem Niesel, aber wir wussten ja, dass er seine Form ständig ändert und der Regen bestimmt nicht ausblieb.

Das war dann der Tag, an dem ich so langsam die Tage bis zum Ende des Tripps zählte, denn dann wäre diese feuchte Wettertour vorbei.
Nicht überall in Norge war es unbeständig, nicht überall regnete es, doch das war eine andere Geschichte.
Tage bis zum Ende zählen!?! Das hatte ich im Urlaub noch nie! Aber irgendwie war das nicht m/ein Urlaub.

Samstag, 29. Juli 2017

Norwegen - Tag 09

Stabkirche & Gletscher


Nach der wetterruhigen Nacht in userer Overkitsch-Ferienwohnung, verließen wir die Komfortzone bei aufklarendem Wetter und der Himmel versprach, dass es nun ausnahmsweise einmal einen trockenen Tag geben sollte.
Da uns die Trennung vom Komfort schwer fiel, haben wir uns erst um ca. 11:00Uhr gen Richtung unseres ersten Tagesziels, der Stabkirche von Urnes aufgemacht.
Durch das Dursten unserer Maschinen suchten wir auf dem Weg nach Ornes noch eine Tankstelle auf, was uns im Zeitplan leicht zurück warf, denn die alte Fähre zum gegenüberliegenden Siedlungsufer hatten wir um 5 Minuten verpasst.

Während wir uns die Wartezeit bei einem Benzingespräch mit einem schweizer Motorradfahrer über seine und unsere Reiseziele vertrieben, spielte Thor mal wieder am Wasserhahn und ließ es auf uns herniederregnen. Geärgert hatten wir ihn anscheinend nicht, denn der Blitz und Donner seines aufbrausenden Temperaments blieb aus. Vermutlich handelte es sich um eine reine Spielerei, nach dem Motto:
Ich hab Euch trotzige Motards schon so oft nass gemacht, heute mach ich es auch wieder, bäh!
Zur Entschädigung sandte er aber sofort die Sonne hinterher, so dass wir ab dann einen wirklich schönen Tag hatten.




Die alte Fähre durften wir als Motorradfahrer als Erste "betreten", den Grund dafür kannte ich schon durch meine Internetrecherchen:
Motorräder müssen auf der alten Fähre gewendet werden. Erst dann kommen die Autos hinzu, welche sofort rückwärts auffahren müssen.

















Schon während der halbstündigen Überfahrt konnte man von weitem die ältest erhaltene, die Stabkirch von Urnes, die seit 1979 auf der UNESCO Liste der Weltkulturerbe gesetzt wurde, sehen.







Zum kleinen Platz vor der Kirche konnten wir mit unseren Krädern hinauf fahren und somit quasi vor der Türe parken. Vom Kirchhügel hatte man einen ausgezeichneten Blick über den Fjorf, vielleicht ein Grund, warum dieses alte Gebäude genau dort errichtete wurde: sehen und gesehen werden!















Ornes verließen wir über eine Kleinststraße, welche sich unmittelbar am Fjordufer dahin schlängelte, bis sie am Ende des Fjords in Skjolden, wo wir kurz in der Sonne pausierten, in die Rv55 mündete.




Nach der Pause führte uns die Rv55 auf der anderen Fjordseite bis nach Gaupne, wo wir dann auf der geschwungenen 604 ins Gebirge fuhren.

Wir erreicheten den urigen Campingplatz am Nigardsbreen am späten Nachmittag, was die Teilnahme an einer geführten Gletschertour leider ausschloss.
Der einfache, Nullkomfortcamplingplatz eroberte trotz oder gerade wegen seiner spartanischen Ausstattung sofort unsere Herzen, sei es die Rezeption, das einfach und zweckmäßig eingerichtete Wasch- und Gemeinschaftshaus, die Einsamkeit unter recht wenigen Campern, die Lage und umgebende Landschaft.
In der weit überheizten Rezeption wurden wir von einer fast zahnlosen, Socken strickenden, bemantelten Oma empfangen, die sich in einem stark akzentuierten Englisch mit uns unterhielt, dass wir dachten: Hey, wir verstehen Norwegisch 😀
Freundlich und uns Motards wohlgesonnen machte sie für die Übernachtung auch noch einen günstigen Spitzenpreis.
Das Waschhaus, die Küche, die sanitären Anlagen waren, sagen wir es wohlwollend: spartanisch, aber super sauber.
7 belegte Hütte hatte der Platz, dazu 3-4 Camper/Wohnmobile und einige Zelte. Unverwüstliche Naturfreunde, die hier in Gletschernähe die kalte Nacht verbleiben wollten. Absolut ruhig und naturverbunden.
Und das Ganze im Gebirge, in unmittelbarer Nähe zum Gletscher, direkt gelegen am Gletschergebirgsbach, der vom kühlen, blauen Eis gespeist wurde.


Nachdem wir unser Lager, insbesondere zum Trocknen des Zeltes, eingerichtet, uns Sitz- und Tischgelegenheit organisiert und ich mich noch mit dem Enkel der Oma, einem Triumph Bonneville Fahrer, unterhalten hatten, machten wir uns auf den Fußmarsch zum 3km weit entfernten Breen.

























Der Gletscher taut direkt in einen See, über den man mit Booten auch zur Gletschertour gebracht werden kann.
Dieser See mündet in einen breiten Gebirgsbach, der noch recht leise dahin gleitet, um schließlich in Campingplatznähe durch die Verjüngung seines Bachbettes in einen rauschenden Strom zu enden. Vom Blau des Wassers, seinem Fluss und der Geräuschkulisse war ich so angetan, dass ich es in einem Film festhalten musste.



Bei all dem Getose in unmittelbarer Campingplatznähe waren nächtliche Austritte, zur Blasenentleerung zu befürchten 😏