Montag, 24. Juli 2017

Norwegen - Tag 04

Überfahrt nach Norge


Am 24. Juli war es soweit, es sollte per Fähre nach Norwegen gehen.

Im subtropischen Klima unseres katastrophalen Motelzimmers wachten wir umgeben von unseren immer noch sehr feuchten Motorradsachen auf. Es hatte sich über Nacht bewiesen, dass auf die Heizung im Raum kein Verlass war und sie absolut Nichts getrocknet hatte. Das lag wohl daran, dass sie einfach nicht lief. In Dänemark bedeutet Sommer scheinbar: Heizung aus.
Da man nirgends ein Fenster öffnen konnte, behielt der Raum seine uns umgebende Nässe.
Bis zu diesem Motel hatte ich noch nie ein Velux-Dachfenster gesehen, dass keine Schwingachse zum öffnen hat. Hier war alles fest montiert. Das Motel vertraute scheinbar auf den innerräumlichen Luftaustausch durch die verbauten Materialien. Aber, diese hatten versagt 😖

Doch vor dem Motel, das sollten wir beim Bepacken unserer Lastesel zu spüren bekommen, wartete auch wieder unser "Freund". Diesmal mehr als Niesel- und kontinuierlicher, schwacher Dauerregen.
Es wurde Zeit, dass wir nach Norge kamen, "denn in Norge regnet es ja im Sommer nicht"!

Nach einem ausgiebigen Frühstück, dem Wechsel in die nassen Motorradsachen und der Vermummung in die Regenkombis, ging es zum Fähranleger.
Das war alles Neuland für mich. Für meinen Bruder reinste Routine, denn er fährt ja mehrmals zum Angeln nach Norwegen und ist Check-In, Aufstellung in Wartelinien und Fähreinfahrt gewohnt.
Wir standen gefühlt stundenlang an, scheinbar hatten wir die falsche Check-In-Linie ausgewählt, denn auf unserer ging es nur schleppend voran. Die Theorie hierzu könnt ihr im Blog meines Bruders lesen.
Unser Check-In verlief absolut reibungslos, einfach boarding papers abgegeben, die Pässe vorgelegt, wobei ich hier nur meinen Reisepass zeigte und den belgischen Pass/die Aufenthaltsgenehmingung, sowie deren Ausdruck im Tankrucksack lies, so dachte ich zumindest, doch dazu später mehr und in maximal 3 Minuten waren wir durch und durften unsere Aufstelllinie aufsuchen. Auf dieser konnten wir jedoch nicht lange verbleiben, denn das Auffahren und Beladen der Fähre hatte bereits begonnen. Wir Motards durften schon recht früh an Bord, da wir ganz vorne im Schiff, auf einer schrägen Ebene zwischen den Rümpfen des Katamarans stehen sollten. Wir wurden mit unseren Maschinen von den Einweisern an diese Stelle gelotst und mussten die Kisten im 90°-Winkel mit dem Vorderrad gegen die Bordwand abstellen. Kaum stand ich, kam auch schon das Personal und erklärte mir, wie die Tiger mit Zurrgurten, welche gestellt wurden, verspannt werden sollte. Nach der "Organisation" mehrerer Gurte halfen mein Bruder und ich uns gegenseitig, die Motorräder zu sichern, wobei ich aufgrund meiner ausladenden Koffer an der Tiger und des engen Geparkes aller Motorräder unter den Koffern durchkrabbeln musste, um irgendwie an den Befestigungspunkt der Soziusfußraste zu gelangen.
Sicherlich ein Bild für die Götter 😀

Wir erreichten gerade noch so unsere Sitzplätze im Schiff, als dies bereits ablegte.
Die Ausfahrt aus dem Hafen verlief eigentlich recht unspektakulär, eigentlich, denn ich musste beim Zusammenlegen meiner Papiere leider feststellen, dass mein belgischer Pass fehlte. Nirgends war er zu finden, vermutlich habe ich ihn beim Hantieren in Regenkombi, nassem Tankrucksack usw. am Check-In verloren.
Evt. hat man ihn ja gefunden und sendet ihn mir zu. Zum Glück hatte ich aber noch meinen deutschen Reisepass, den ich von da ab hütete wie meinen Augapfel.

Das Meer war so ruhig, dass die See nur kleine Wellchen hatte. Die Fjord Cat konnte so richtig aufdrehen und volle Fahrt machen, was ich auf dem offenen Heck anhand der Jetstreamantriebe bewundern durfte:



Auf dem Heck traf ich bei einer Zigarette auch das nette Pärchen aus BaWü, welches wir kurz zuvor am Motel kennen gelernt hatten wieder. Bei Smalltalk, Essen, Trinken und Rauchen vertieben Brit, Jürgen und ich uns die Zeit der Überfahrt. Die beiden waren auf dem Weg zu ihrem Opa, der in der Nähe von Lillehammer wohnt und nicht zum ersten Mal auf einer Fähre nach und in Norge.
Wir verstanden uns so gut, dass wir Namen und Adressen austauschten und ich ihnen versprach, sie nach dem Abenteuertripp über selbigen zu informieren.

Schließlich tauchte die Küste nahe Kristiansand auf:


Durch den Zoll ging es rasch, ohne Pass-, Tiger- und Gepäckkontrolle.
In leichtem Niesel und mit kleinen Regentropfen verließen wir die Hafenstadt Richtung Sogne und von dort aus über die Küstenstraße nach Lindesnes, dem heutigen Ausflugsziel.
Der leichte Regen ließ nach, es wurde trockener, selbst die Straßen waren nicht mehr so feucht. Ich bereute, für diese schöne Küstenstraße meine Drift nicht an den Helm montiert zu haben.

Im trockenen erreichte wir Lindesnes fyr, Norwegens südlichster Leuchtturm, wo wir uns den ältesten Leuchtturm Norwegens, aber auch seine moderne Ausführung ansahen:


 
 

Dieser Wegweiser schrie förmlich: "Nimm mich auf's Bild! Knips Dich hier!"  

































Nach der Besichtigung und der grandiosen Aussicht beim fyr ging es auf verwinkelten Straßen landeinwärts und die karge Landschaft wich einem immer satteren Grün:


Richtung Farsund ging es zum Einkaufen, ein wenig Wurst, Käse, Brot und Magarine und schwupps waren wir 100NOK (10€) quitt.

Anschließend kam auf dem Weg zum Campingplatz bei Feda unsere erste Tunnel-, Brücke-, Tunnelkombination am Feda-Fjord auf uns zu. Das "Rein in den Tunnel", "Raus auf die Brücke" und wieder "Rein in den Tunnel" beeindruckte uns genau so sehr wie die technische Aus- und die Streckenführung im Tunnel. Hell illuminierter Tunnel trifft langezogene und abstürzende Tunnelfahrt bis hinab auf Fjordniveau. Leider war die Drift nicht am Helm und zum Photographieren kam ich während der Fahrt auch nicht, daher hier ein paar verlinkte Bilder:













Zuletzt bezogen wir an diesem Abend unser erstes Zeltlager auf dem Svindland Camping.
Zwar war es beim Zeltaufbauen trocken, doch durch den Regen der letzten Tage war die Wiese völlig durchnässt und sumpfig.
Anti-Brumm kam an diesem Abend in rauen Mengen zum Einsatz.
Ein kühles Helles half uns über die "Schmerzen" hinweg 😊






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