Nun ans "Eingemachte" der Fahrbericht, inkl. Bewertung.
Diese Bewertung bereits tabellarisch vorab:
Produktbewertung des “Testpiloten”
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Fahreigenschaften:
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ausgezeichnet für diese Klasse
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Bremsleistung:
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gut, auch wenn die Gabel mal auf Block geht, Enduro halt
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Fahrwerk:
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gut, Federung jedoch sehr weich
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Komfort:
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gut, s. Fahrwerk / Federung
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Verarbeitung:
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recht gut
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Zuverlässigkeit:
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ausgezeichnet, ganzjahrestauglich
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Pro:
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Günstig, leicht zu fahren (gutmütig , ein absolutes
Anfängermotorrad), tolles Gefühl !
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Kontra:
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Nothing ! (vielleicht die Kette, dieser Antrieb ist aber in dieser
Klasse normal)
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Empfehlenswert?
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Uneingeschränkt !!!
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Kompletter Erfahrungsbericht:
Vorgeschichte
Wie ich schon mal geschrieben habe, erhielt ich durch meinen
Umzug nach Belgien als Besitzer der deutschen Führerscheinklasse 3 (PKW) bei
der Anmeldung in meinem heutigen Wahlheimatort einen neuen belgischen
Führerschein, welcher über den PKW hinaus auch das Führen von Krafträdern mit
max. 124ccm und max. 15 PS erlaubte.
Für die tägliche Fahrt nach Deutschland, Aachen zur Arbeit
erwarb ich eine Suzuki Inturder V125 LC, einen kleinen Minichopper. Dieser war
zum Fahren und Pendeln auf der täglichen Wegstrecke zum Arbeitsplatz ganz in
Ordnung und machte auch für kurze Ausflüge in die nähere Umgebung meines
Wohnortes richtig Spaß, doch stieß die Minitruder natürlich aufgrund ihres
kleinen Hubraumes und ihrer Leistungsbeschränkung schnell an ihren Grenzen,
insbesondere dann, wenn bergauf Leistung von ihr verlangt wurde.
Doch nun hatte ich bezüglich des Mopedfahrens Blut geleckt.
Daher legte ich 2003 in Belgien, Eupen die
Führerscheinprüfung für Motorräder ab und besitze seit dem die unbeschränkte A-Klasse. Neuer Lappen, neues Moped.
Aufgrund meiner Körpergrösse (1,91m) kam nur was bequemes mit
vorgelegten Rasten oder was hohes in Frage.
Die Wahl fiel auf die Suzuki XF650 Freewind, die „Funduro“ von Suzuki.
Die Wahl fiel auf die Suzuki XF650 Freewind, die „Funduro“ von Suzuki.
Preis
Die Freewind kostet in den letzen Jahren und je nach Händler so an die 6000
Euro. Ich habe eine 5 Jahre alte Maschine mit wenigen Kilometern (knapp 15.000
km, weniger als meine Jahresleistung) bei einem deutschen Händler mit Garantie
erworben.
Heute kann man drei bis fünfjährige Maschinen recht günstig
bekommen und wenn man was von Mopeds versteht, sollte man sich auch mal auf dem
Privatmarkt umsehen, da sind vergleichbare Maschinen meist noch etwas
günstiger.
Das Aussehen
Bei meinem Model ist der Tank, d.h. die vordere Verkleidung in bordeauxrot, die
Cockpitverkleidungen ist grau und die hintere Seitenverkleidung silbern, die
Originalsitzbank war schwarz-bordeaurot, nun ist die aufgepolsterte (nun
höhere) Sitzbank schwarz mit bordeuaxrot umfassten Rauten. Die Speichenräder
sind noch original, d.h. vernickelte Speichen und schwarze Felgen, nun mit
Reifen von Michelin. Das Reifenprofil des Michelin Anakee liegt etwa in der
Mitte zwischen Enduro- und Strassenmaschinenbereifung, also kein direkter
Stollenreifen, aber gröbere „Profilplatten“, die zum einen für eine gute
Haftung sorgen zum anderen aber der optimalen
Wasserverdrängung dienen.
Das digitale Cockpit ist meiner Meinung nach sehr
aufgeräumt, Reflexionen, wie von anderen schon des Öfteren bemängelt, konnte
ich selbst bei starker Sonneneinstrahlung nicht feststellen. Der Tachometer,
Drehzahlmesser und Tankfüllstandsanzeige sind digital (Ziffern- und
Balkenanzeigen) und macht seinem Namen „Mäusekino“ (9 mal 20 cm großer
Bildschirm ) alle Ehren.
Dies ist mal was völlig anderes als Anzeigen mit Zeiger und Zahlen und war im Erscheinungsjahr 1997 bahnbrechend. Alle Schalter und Hebel am Lenker sind sehr gut zu bedienen.
Dies ist mal was völlig anderes als Anzeigen mit Zeiger und Zahlen und war im Erscheinungsjahr 1997 bahnbrechend. Alle Schalter und Hebel am Lenker sind sehr gut zu bedienen.
Der Kunststoffspritzschutz am Hinterrad sieht nicht so toll
aus, wird von manchem Betreiber auch gegen einen „schöneren“ ausgetauscht, doch
Vorsicht, er ist wichtiger Bestandteil der Betriebserlaubnis dieses Motorrades
und darf weder verändert noch entfernt werden.
Alles im allen wirkt die Freewind wirklich sehr bullig, sie
ist fast so hoch (über Spiegel ) wie
sie lang ist, macht für ein 650ccm Moped schon ein mächtiges Bild.
Das Gewicht
Dies liegt laut Herstellerangaben bei 185 Kg und hört sich auf den ersten
Moment nach sehr viel an. Für ein Reisemotorrad ist das Gewicht o.k., für eine
waschechte Enduro jedoch sehr hoch, doch solch ein Mottorad will die XF ja gar
nicht sein. Mir kommt die Maschine aufgrund ihres optimalen handlings aber doch
sehr leicht vor. Sie ist bestimmt was für Frauen, Fahranfänger, Wiedereinsteiger
und für all diejenigen, die nicht Kilos wuchten möchten.
Bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 375 Kg ist ein
Fahrbetrieb mit Sozia und/oder Gepäck bei einer zulässigen Zuladung von 189
Kilo kein Problem.
Die Freewind mutiert zum Muli.
Fahreigenschaften
Das Motorrad fährt sich sehr leicht. Ich hätte nie gedacht, dass man so gut
damit zurecht kommt. Es ist wie Fahrradfahren mit der „Mofa“nduro. Ich habe ja
wie oben erwähnt schon ein kleineres Motorrad und in der Fahrschule bzw. bei
Probefahrten was grösseres gefahren und
ich muss sagen, dass ich mit keinem Bike auf Anhieb so gut zurecht gekommen bin
wie mit der Freewind. Das Schalten flutscht so richtig und mit einer deutlichen
akustischen Rückkopplung rastet auch der erste Gang satt ein. Die Freewind ist
beim Fahren sehr grosszügig, sie verzeiht einem enorm viel. Das Kurvenverhalten
ist wirklich super, hier kann man mit Schwung rein fahren und super toll heraus
beschleunigen.
Je kurviger das Terrain, je mehr fühlt sich die XF 650 zu
Hause.
Selbst beim Bremsen in Schräglage stellt sie sich kaum auf
und ist immer gut ums Eck zu zirkeln. Verwinkelte Bergpassagen sind ihr Ding.
Auch ein nicht so guter Fahrer oder jemand der ungeübt ist, wird nicht
überfordert und wird hier wirklich seinen Spass haben. Zu den Bremsen wäre zu
sagen, dass sie bei Trockenheit und ebenso bei Regen sehr gut verzögern, einfach
gleichmässig stark mit der Vorder- und Rückbremse bremsen, das war’s schon.
Lediglich bei Vollbremsungen ergibt sich ein Problem aufgrund der komfortablen
Vorderradfederung. Diese ist so weich, dass die Maschine dazu neigt, vorne auf
Block zu gehen und im Hinterradbereich leicht zu werden. Hieraus resultiert
manchmal ein blockierendes Hinterrad, welches einen ordentlichen Striemen auf
den Asphalt legt. Dies ist aber meist nicht weiter schlimm, da das Vorderrad
nicht ausbricht und ein Herumschwenken des Hecks meistens auch unterbleibt bzw.
von einem geübtem Fahrer leicht
gehandelt werden kann.
Die Werte
Diese sind zwar aus der Tabelle zu ersehen,
hier aber noch einmal die groben Daten in Textform beschrieben:
hier aber noch einmal die groben Daten in Textform beschrieben:
Der Tank der Freewind fasst 18,5 Liter Benzin bleifrei,
wobei die letzten Liter nur nach umlegen des Sprithahns auf Reserve zur
Verfügung stehen. Super kann man ebenso tanken, dies sollte man auch ab und zu
mal tun, sie läuft dann besser / runder. Doch aufgrund der Tatsache, dass sie
eigentlich minderwertigeren Sprit braucht, kommt man in Europa gut voran, denn
Benzin oder besser ist fast überall zu haben. Da die Freewind laut
Herstellerangaben zwischen 5-6 Liter braucht, kommt man gut und gerne 300 Km
weit mit einer Tankfüllung. Dies kann ich durch jahrelange Fahrerfahrung auch
bestätigen, mein Verbrauch ist so bei 5,2 bis 5,4 Liter je nach Fahrweise und
Witterungsverhältnissen. Quält man den Einzylinder auf der BAB zwischen 6000
Umdrehungen bis 8000 Umdrehungen, dann schadet das nicht nur dem Motor, sondern
direkt auch dem Durchschnittsverbrauch und die Suzi gönnt sich bis zu 7 Liter
auf 100 km. An dieser Stelle sei angemerkt, das natürliche Revier der Freewind
ist und bleibt die Landstrasse, vielleicht gespickt mit der ein oder anderen
ganz leichten Geländepassage. Zum Kilometerfressen auf der BAB muss man wohl zu
anderen Mopeds greifen.
Die Höchstgeschwindigkeit ist laut Suzuki 160 Km/h, dieser
Wert kommt auch hin und wird mit einem Tachowert knapp darüber angezeigt, wobei
der Digitaltacho recht genau ist.
Die knapp 50 PS bilden eine gute Grundlage für die
Landstrassenhatz und haben auch genug Reserve, um auf selbigen den ein oder
anderen mal schnell zu überholen.
Die Freewind hat genau 644 cm³, diese sind ebenso
ausreichend wie die Leistung.
Das Getriebe spielt bei allen Spielchen mit, ob rauf oder
runter ist ihm im wesentlichen egal. Die 5-Gänge reichen dicke aus, 3 für die
Stadt und 2 für Landstrasse und Autobahn. Nur ab und zu wünscht man sich einen
6. Gang.
Nach etwas Gewöhnung findet man auch den Leerlauf auf
Anhieb.
Zur Sitzhöhe wäre noch zu sagen das diese bei ca. 85 cm
liegt, das Bike lässt sich aber noch um 3 cm in der Werkstatt herunterstellen.
Da ich selber 191 cm gross bin und mit der 85 cm Einstellung doch Probleme mit
dem Kniewinkel hatte, hab ich mir die Sitzbank bei einem Sattler aufpolstern
lassen. Die höhere und nun breitere Sitzbank ist ein guter Kompromiss zwischen
Sitzkomfort und verlagertem Schwerpunkt.
Die Verarbeitung
Die Suzuki Freewind ist auf den ersten Blick sehr gut verarbeitet. Motor und
Elektrik sind bei einem Neufahrzeug und einem gut erhaltenen Gebrauchtfahrzeug
top. Eine Kinderkrankheit des alten DR-Motors hat die Freewind aber doch
geerbt, Ölaustritt. Dieser kann am Zylinderkopf, am Zylinderfuss oder an der
Dichtung des Steuerkettenspanners vorkommen. Die Materialkosten zur Reparatur
halten sich in Grenzen, doch ist der Arbeitsaufwand hierfür meist sehr hoch.
Die Spaltmaße in der Verkleidung sind nicht immer gleichmässig, auch kann man
bei näherem hinschauen hier und da ein paar kleine Unsauberkeiten, wie kleine
Lackfehler und Macken erkennen. An der Lackierung ist vereinzelt auch schon mal
eine leichte Erblindung zu sehen, da der Lack nicht unbedingt abriebfest ist
und unter gutem Knieschluss leidet. Dies ist aber scheinbar normal bei Maschinen
in der Freewindpreisklasse, denn diese kleinen Verarbeitungsfehler sah ich bei
Honda und Yamaha auch. Durch meine Ganzjahresfahrerei leidet / leiden sowohl
der Rahmen als auch die „brünierten“ Anbauteile wie vordere Fussrasten, Brems-
und Kupplungshebel, Sitzbankschlosskasten usw.. Der Rahmen neigt zu Rosten, die
brünierten Teile schlagen weiss aus.
Ein wirklich grosser Nachteil ist der Frontscheinwerfer des
Ursprungmodells, denn der staubt von innen grau ein und erblindet dadurch. Dies
resultiert aus Gummi- und Kunststofflager / -halterungen, welche durch die
Vibrationen des Einzylinders, aber auch durch Einflüsse vom Strassenbau
beschädigt werden. Der Erblindung kann jedoch durch Ausbau und Reinigen
entgegengewirkt werden. Bei Bruch der inneren Halterungen (kommt gelegentlich
auch vor, z.B. auch bei mir) ist ein Austausch erforderlich.
Modelle mit dem neuen Scheinwerfertyp (ab Baujahr 2000)
sollen dieses Problem nicht mehr haben.
Die Ersatzteilkosten halten sich wie bei allen Japanern in
Grenzen.
Fazit
Ich habe scheinbar mit meinem Gebrauchtmoped einen Glücksgriff gemacht, denn so
ein tolles Bike für wenig Geld ist wirklich super. Die Freewind hat mich schon
bei der ersten Fahrt voll überzeugt, ich muss hier wirklich sagen:
Ich würde sie gegen kein anderes Bike in diese Klasse
tauschen.
Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt hier wirklich.
Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt hier wirklich.
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